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Gut gemeinsam leben – aktueller denn je © shutterstock – atsuko
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Gut gemeinsam leben – aktueller denn je

Ein Interview mit Petra Tute

Im Interview sprechen wir mit Petra Tute über die Konformität unseres Genossenschaftsmodells mit dem sich ändernden Leben der Generationen.

Frau Tute, in diesem Jahr wird das internationale Jahr der Genossenschaften gefeiert. Ist das in Ihren Augen noch zeitgemäß?
Die Vereinten Nationen haben dieses Motto-Jahr ausgerufen, um die Bedeutung der Genossenschaften für eine gute soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu würdigen. Wussten Sie, dass es Wohnungsgenossenschaften nicht nur in Deutschland, Österreich und in der Schweiz gibt, sondern sie auch in Nordamerika, Asien, Afrika und Lateinamerika regional verbreitet sind? Alle setzen sich für bezahlbaren Wohnraum, Selbsthilfe und Solidarität ein. Und dies ist in Zeiten des demografischen Wandels, gesellschaftlicher Unsicherheiten und sozialer Unterschiede in meinen Augen wichtiger denn je.

Nun erleben wir in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren den Trend zur Individualisierung der Menschen. Wie passt das zu einer Genossenschaft?
Menschen können ihren Lebensweg individueller gestalten. Traditionelle Normen verlieren an Bedeutung. Aber ein Grundbedürfnis bleibt: ein Dach über dem Kopf, das ein „Zuhause“ ist. Zu den Wohlfühlfaktoren gehören natürlich die Größe, Ausstattung und Lage der Wohnung, die zum eigenen Leben passen muss. Aber jeder, der in Gemeinschaft lebt, weiß, dass nicht nur die Mitbewohner elementar sind, sondern auch das menschliche Umfeld. Und so verschieden die einzelnen Generationen und ihre Anforderungen ans Leben auch sind: In diesem Punkt stimmen alle überein. Ist das Umfeld gut, fühlt man sich wohl. Dann steigt die Bereitschaft, sich einzubringen und seinem Umfeld etwas zurückzugeben. Und genau da haken wir als Spar- und Bauverein ein: Wir wollen, dass sich unsere Mitglieder in ihren Wohnungen gut und sicher fühlen. Wir unterstützen Hausgemeinschaften genauso wie das einzelne Mitglied mit Rat und Tat.

Ist das nicht deutlich schwieriger geworden mit der Zeit? Jeder versteht doch etwas anderes unter einem guten Zusammenwohnen in der Genossenschaft.
Ich stehe in meiner Lebensphase mit unseren 10 und 16 Jahre alten Töchtern und über 80-jährigen Eltern mitten zwischen den ganz Jungen und den Senioren. In meinem Arbeitsalltag erlebe ich des Öfteren Misstrauen gegenüber Angehörigen anderer Generationen. Aber wenn ich genau hinschaue, ähneln sich die Themen im Miteinander über die Zeit. Ich finde es immer noch erstaunlich, dass sich 1885 65 Mitglieder zusammengefunden haben, um gemeinsam preiswerten und guten Wohnraum zu schaffen. Schon in der ersten Hausordnung von 1887 waren die Themen Lärm und Ruhezeiten, Abstellen im Treppenhaus, Geruchsbelästigung und Nutzung des Gemeinschaftseigentums im Fokus. Das sind auch die Themen von heute! Sie ergeben sich aus den individuellen Bedürfnissen. Jeder Mensch braucht Ruhe und Aktivität sowie menschliche Kontakte. Jeder Mensch wünscht sich, anerkannt und respektiert zu werden. Senioren freuen sich über soziale Kontakte und tauschen Erfahrungen gerne aus. Kinder haben einen anderen Bewegungs- und Mitteilungsdrang. Junge Erwachsene sind auch zu später Stunde unterwegs. Wenn wir einen Fokus darauf legen, was die einzelnen Generationen eint, können wir dem anderen besser begegnen, Rücksicht nehmen oder zur Teilhabe auffordern.

Denken Sie an die Mietergeschichten zum 140-jährigen Bestehen von spar+bau. Das sind tolle Beispiele für ein gelungenes Miteinander. Ich lade Sie ein, sich in unserer Genossenschaft zu engagieren. In unseren Treffpunkten gibt es Angebote für alle. Wenn Ihr Hobby noch fehlt, hilft Ihnen spar+bau herauszufinden, ob nicht noch andere Nachbarn das gleiche Interesse haben wie Sie. All dies macht mir Mut!

Liebe Frau Tute, vielen Dank für das Gespräch.    

Petra Tute ist seit 2011 Mitglied unseres Aufsichtsrates und Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses.

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