Ein Anruf: Der „Enkel“ klingt panisch, bittet dringend um Geld. Kurz darauf klingelt es erneut. Diesmal angeblich die Polizei. Auf dem Display erscheint sogar die Nummer 110. Der angebliche Beamte warnt vor Betrügern und fordert zum „Schutz“ Bargeld und Schmuck, die gleich von einem Kollegen abgeholt würden. Was wie ein Krimi klingt, passiert in Deutschland täglich, vor allem bei älteren Menschen.
Betrug mit KI und falscher Polizei
Moderne Betrüger nutzen KI, um Stimmen zu imitieren, sogenannte „Deepfakes“. Bereits wenige Sekunden einer Originalstimme – etwa aus einem alten Anruf oder Video – genügen, damit die Stimme täuschend echt klingt. In Kombination mit manipulierten Nummern auf dem Display wirkt das Szenario erschreckend glaubwürdig. Tatsächlich handelt es sich um professionell organisierte Betrüger, oft aus dem Ausland, mit dem Ziel, an Bargeld, Wertsachen oder Onlinebanking-Daten zu gelangen.
Gewinnspiele, Inkassobriefe und falsche „Verbraucherschützer“
Klassische Maschen wie der „Enkeltrick“ sind weiterhin verbreitet, ebenso gefälschte Inkassoschreiben, oft angeblich im Auftrag von Lotterien. Sie fordern Geld wegen nicht gezahlter Abo-Gebühren, drohen mit Mahnkosten und verwenden Namen, die seriösen Unternehmen ähneln. Auch am Telefon geben sich Betrüger etwa als Mitarbeiter der Verbraucherzentrale oder der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) aus. Sie behaupten, man müsse zur Kündigung eines Gewinnspiels Kontodaten „abgleichen“ – tatsächlich werden diese für Abbuchungen missbraucht.
Vorsicht bei Geldanlagen
Auch „vielversprechende Geldanlagen“ wie Festgeld, Investitionen in Kryptowährungen oder spekulative Produkte sind beliebt bei Betrügern. Gefälschte Bewertungen und Bilder von Promis (ohne deren Wissen) sollen Vertrauen schaffen. Nach der telefonischen oder Online-Registrierung nehmen Betrüger Kontakt auf und überreden erst zu kleinen, dann zu immer größeren Investitionen. Gewinne werden auf einer Internetseite nur vorgetäuscht. Das investierte Geld ist verloren.
Prävention schützt
Öffentliche Stellen wie das Bundeskriminalamt, Verbraucherzentralen und die BaFin informieren Senioren und aufmerksame Angehörige, die Eltern, Großeltern oder ältere Freunde und Nachbarn im Vorfeld warnen möchten, online über Betrugsmaschen:
bafin.de > Verbraucher > Finanzinformationen für Senioren
Tipp: So schützen Sie sich oder Angehörige
- Seien Sie misstrauisch bei Anrufen von Unbekannten, besonders aus dem Ausland. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und in ein Gespräch verwickeln. Legen Sie auf, auch bei angeblich offiziellen Stellen.
- Geben Sie keine persönlichen oder finanziellen Daten am Telefon preis – vor allem keine Kontodaten!
- Rufen Sie Ihre Angehörigen unter den Ihnen bekannten Nummern zurück.
- Lassen Sie keine Unbekannten ins Haus.
- Übergeben Sie niemals Bargeld oder Wertsachen an Fremde. Polizei oder Behörden fordern dies nie telefonisch!
- Bei Zahlungsaufforderungen per Post: prüfen statt zahlen. Verbraucherzentralen oder das Rechtsdienstleistungsregister helfen, die Echtheit eines Inkassos zu prüfen. Achten Sie auf das Impressum – oft sitzt der Absender im Ausland (Vorsicht, Scheinadresse!).
- Klicken Sie keine Links in E-Mails oder SMS an. Geben Sie keine Daten preis und lassen Sie keine fremden Personen – etwa per Fernzugriff – auf Ihren Computer, auch nicht bei angeblichem Microsoft- oder Bank-Support.
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge. Bei Abbuchungen durch unbekannte Unternehmen: Sofortige Rückbuchung veranlassen.
- Wurden Sie Opfer eines Betrugs: Lassen Sie Ihr Konto sofort sperren (z. B. über T 116 116) und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.