zurück
spar+bau-News

Zeitenwende – Wärmewende

Zukünftige Herausforderungen bei spar+bau erfordern flexibles Handeln. Die Zusammenarbeit zwischen dem Bauausschuss und dem Wirtschaftsausschuss ist dafür wichtiger denn je. 

Herr Winter, wofür stehen die Begriffe Zeitenwende und Wärmewende?
S. W.: Das Wort Zeitenwende bezeichnet die großen Umwälzungen in Politik und Gesellschaft – den Beginn einer neuen Zeit. Die hat auch für den Spar- und Bauverein mit der Klimastrategie begonnen. Die Wärmewende ist die Transformation der derzeit fossil dominierten Wärmeversorgung unserer Gebäude hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045.

Frau Liepelt, was bedeutet das für spar+bau aktuell aus ökonomischer Sicht?
S. L.:  Die Rahmenbedingungen, in denen die finanziellen Entscheidungen für die Wärmewende getroffen werden müssen, unterscheiden sich gegenüber denen der letzten Jahre enorm. Zinsänderungen am Kapitalmarkt, die hohe Inflation und wenig Verlässlichkeit bezüglich der Baukosten und der Förderrichtlinien sind einige Gründe. Das erfordert ganzheitliches Denken in Bezug auf wirtschaftliches, umweltbewusstes und soziales Handeln.

Warum ist eine auf erneuerbaren Energien basierende Wärmeversorgung notwendig, um eine kostengünstigere und stabilere Versorgung zu gewährleisten?
S. W.: Ein Beibehalten der Gasnutzung würde aufgrund der Begrenztheit der fossilen Energieträger und deren Bedeutung in geopolitischen Konfliktsituationen immer wieder zu kaum kalkulierbaren Preissprüngen und damit zu erheblichen sozialen Verwerfungen führen. Diese können, wie in 2023, nur begrenzt und temporär durch staatliche Hilfsmaßnahmen abgefedert werden. Daher wird insbesondere der Nutzung der überall kostenlos verfügbaren erneuerbaren Umweltwärme mittels Wärmepumpen und Solarthermie eine entscheidende Rolle zukommen. Auch andere Möglichkeiten stehen zur Verfügung: Erdwärme, Fern- und Nahwärmeversorgung sowie erneuerbare und dekarbonisierte Gase.

Welche Technologien und Maßnahmen sind am besten geeignet, um CO₂-Emissionen schnell zu senken?
S. W.: Das hängt vom Alter sowie vom Sanierungsstand des Hauses ab. Fast 20 Prozent aller CO₂-Emissionen in Deutschland entstehen durch das Heizen von Gebäuden. Große Einsparpotenziale sehen wir daher in der Änderung der Beheizung und der Warmwasserversorgung. Ein sehr gutes Beispiel zu einem klimaneutralen Gebäude ist der Neubau in der Springer Straße 10 A. Erstmalig haben wir hier die Kombination von Solarthermie, Photovoltaik, Wärmespeicherung im Erdtank, Batteriezwischenspeicher und Wärmepumpe. Bei den anderen geplanten Neubauten in der Springer Straße 2–10 setzen wir auf Erdwärme aus 100 Metern Tiefe. Von unseren rund 8.000 bestehenden Wohnungen werden noch über 5.200 mit Gasetagenheizungen beheizt. Dort werden wir in den nächsten 20 Jahren die Wärmeerzeugungsanlagen ersetzen müssen: eine große – insbesondere finanzielle – Herausforderung.

Dafür gibt es doch Fördermittel? 
S. L.: Leider reicht die Förderlandschaft nicht mehr aus, um unsere Ziele zu erreichen. Zusätzlich müssen Sachverhalte bezüglich der Lebensdauer und der Wartungskosten, etwa bei Wärmepumpen, Berücksichtigung finden. Außerdem gibt es verzögernde Faktoren von außen, wie der Fachkräftemangel, Probleme bei den Lieferketten oder Anpassungen eines nicht ausreichenden Stromnetzes.

Kann spar+bau bei den hohen Investitionen weiterhin für bezahlbaren Wohnraum sorgen?
S. L.: Als Genossenschaft stehen wir klar dafür ein, dass auch unter den genannten Bedingungen der Wärmewende bezahlbarer Wohnraum für unsere Mitglieder geschaffen wird und erhalten bleibt. Die Investitionen in Wärmepumpen, dreifach verglaste Fenster und digitale Heizungssteuerung können die Mieten aber in die Höhe treiben. Daher brauchen wir finanziell gut ausgestattete Förderprogramme von Bund und Land. 

Auf welche Maßnahmen setzt spar+bau zusätzlich, um die Kosten für die Umsetzung des Klimapfads zu stemmen?
S. L.: Wir heben zum Beispiel die Begrenzung der zu zeichnenden freiwilligen Anteile auf: Jedes Mitglied kann, zusätzlich zum Pflichtanteil, bis zu 399 freiwillige Anteile an der Genossenschaft zeichnen. Damit müssen wir weniger teures Fremdkapital aufnehmen. spar+bau ist eine starke solidarische Gemeinschaft, die in den letzten 138 Jahren vieles überstanden hat. Ich bin überzeugt, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam meistern werden.

 

Weitere Inhalte, die Sie interessieren könnten:

Aktuelles: Übersicht