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Reportagen

Buntes Markttreiben

Lebendiges Treiben, würzige Düfte, die reiche Farbenvielfalt von Obst und Gemüse: Ein Bummel über den Wochen- und Bauernmarkt weckt die Sinne. Begleiten Sie uns zu einem kulinarischen Rundgang über Hannovers Märkte, mit frischen, gesunden Lebensmitteln direkt aus der Region.

FÜR EINE UMWELTBEWUSSTE LEBENSHALTUNG

Auf dem Bauern- oder Wochenmarkt einzukaufen, bedeutet, frische, saisonale, gesunde Lebensmittel zu erhalten, die ihre Vitamine durch den langen Transport und das mögliche Unterbrechen von Kühlketten noch nicht verloren haben. Durch die kurzen Lieferwege wird überdies CO2 gespart und die Lebensmittel können verpackungslos statt einfoliert erworben werden, was Plastikmüll vermeidet. Ganz nebenbei unterstützt man unsere Region auch noch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Wie alles begann

Die Geschichte der Wochenmärkte Hannovers beginnt in der Altstadt sowie der heutigen Calenberger Neustadt am Neustädter Markt. Der Platz war das städtebauliche Zentrum und viel genutzter Marktplatz. 1671 erhielt er das sogenannte Marktprivileg. Im Lauf der Jahrhunderte siedelten sich rund um die Leine immer mehr Menschen an, neue Stadtteile kamen hinzu und mit ihnen ihre Handelsplätze, aus denen Bauern- und Stadtteilmärkte wurden.

25 Wochenmärkte gibt es heute noch im Stadtgebiet von Hannover. Sie finden an unterschiedlichen Tagen in den verschiedenen Stadtteilen statt und jeder hat seine Besonderheiten. Was sie alle eint: Hier steht den Bürgern das Beste an kultivierten oder weiterverarbeiteten landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Region zur Verfügung.

Vielfalt erleben und „erschmecken“

Einer der schönsten Wochenmärkte findet immer freitags auf dem Stephansplatz in Hannovers Südstadt statt. Umrahmt von einem wunderschönen Baumbestand lässt sich hier an über 80 Verkaufsständen die ganze Vielfalt landwirtschaftlicher Erzeugnisse der Region sowie hausgemachter Köstlichkeiten erleben und „erschmecken". Der Duft von Blumen, Obst und Gemüse, oft in Bio-Qualität, trifft auf den der Milch-, Fisch- und Fleischprodukte. Neben Honig aus der Region, selbst gemachten Brotaufstrichen und Pesto finden sich Besonderheiten wie köstliches ayurvedisches Gebäck, Stände mit Textilien, Haushaltswaren und anderen Non-Food-Artikeln, etwa dekorative Trockenblumen-Sträuße. Mittendrin befindet sich ein Spielplatz, auf dem sich die Kinder unter stetiger Aufsicht austoben, während sich die Eltern Zeit für einen Nachbarschaftsplausch nehmen können.

Treffpunkt für soziales Leben

Dienstags und samstags heißt es: Treffpunkt Lindener Marktplatz. Die Anwohner aus dem Stadtteil lieben es offensichtlich, sich bei einer Café-Spezialität zu treffen und auszutauschen. Rund um den Lindener Markt gibt es viele trendige Läden von Wohnkultur bis Mode. Cafés und Restaurants laden nach dem Einkaufsbummel zum Entspannen ein.

Auf dem Markt überbieten sich die Händler mit einem reichen Angebot an internationalen und regionalen Spezialitäten. Einer von ihnen ist Hans Detlef Busch. Seine vielfältigen Apfel-, Birnen- und Beerensorten stammen aus Tostedt in der Nordheide, 100 Kilometer Luftlinie von hier. „Vor 51 Jahren fing ich mit dem Verkauf unserer Produkte auf dem Markt an", erinnert sich der gelernte Gärtner, der den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern übernahm und diesen 2018 an seinen Sohn übergab. „Jetzt bin ich zwar Rentner, aber ich fahre immer noch leidenschaftlich gerne mit zum Wochenmarkt." Vor einigen Jahren stand er vor der Entscheidung, ob er Erdbeeren mit längerer Haltbarkeit für den Lebensmitteleinzelhandel produzieren sollte.

Stattdessen habe er sich entschieden, weiterhin bei der Direktvermarktung zu bleiben, mit Erdbeersorten, die nicht so ertragreich sind, dafür aber ausgezeichnet schmecken. Von allergikerfreundlich bis hin zu neuen Verführungen: Der Händler hat über jede seiner Erdbeer- und Apfelsorten eine Geschichte zu erzählen. Weniger trubelig, aber ebenso charmant ist der Wochenmarkt auf dem Pfarrlandplatz in Linden-Nord. Neben frischen Blumen, köstlichem Bio-Käse, Wurst, Schinken, Obst und Gemüse aus der Region, finden sich hier Besonderheiten wie selbst gemachter Bio-Himbeeressig oder Töpferware.

„Vor 51 Jahren fing ich mit dem Verkauf unserer Produkte auf dem Markt an. Jetzt bin ich zwar Rentner, aber ich fahre immer noch leidenschaftlich gerne hin." - Hans Detlef Busch

Mittagstisch, Kaffeespezialitäten und Nachbarschaftsplausch

Gut besucht sind auch die Wochenmärkte auf der Lister Meile an jedem Donnerstag sowie auf dem Moltkeplatz am Mittwoch und Samstag. Auf der Lister Meile gibt es seit 1973 alles, was das Herz begehrt. Vor allem ein riesiges Angebot an frischem Bio-Obst und -Gemüse aus der Region, Blumen, Nüsse, Trockenfrüchte und zahlreiche internationale Spezialitäten an den Foodtrucks, wie die jüdisch-japanische Fusion „Kosher Food Lovers". Das Paar sorgt mit seinen Bagels, Sandwiches und Eintöpfen für wahre Geschmacksexplosionen. Alternativ lässt man sich hier Crêpe, Currywurst oder Backfisch auf der Zunge zergehen. Dass so ein Mittagsangebot gut läuft, zeigt sich auch an einem der drei Fischstände auf dem Moltkeplatz, an dem die Besucher Schlange stehen. Samstags auf dem Bauernmarkt gibt es vorwiegend Bio-Produkte. Auch hier trifft man sich gerne zu einem Kaffee, um neben dem Wochenendeinkauf mit der Nachbarschaft ins Gespräch zu kommen.

Die Wochenmärkte unterstützen

Bei unseren Besuchen auf den unterschiedlichen Märkten und den Gesprächen fällt auf, dass einige sehr gut besucht sind. Doch es gibt auch ein „Marktsterben". „Unter der Woche arbeiten mittlerweile beide Partner. Weil die Zeit knapp ist, rennen viele nach Feierabend schnell in die Discounter, die mit Niedrigpreisen locken", erklärt Iris Wiekmann. Seit sechs Jahren steht sie am Stand von Stefan Schweer am Jahnplatz, mit allerlei köstlichen Fischspezialitäten vom Steinhuder Meer. „Als ich anfing, ging der Markt um den ganzen Jahnplatz rum." Jetzt stehen an der Straßenseite nur noch etwa zehn Stände. Siegfried Weeper verkauft hier seit 42 Jahren Kleidung „für ältere Herrschaften". Der Markt sei extrem geschrumpft. „Hannelore, wann war das?", fragt er eine Kundin. „2014 fing das an", sagt die spar+bau Mieterin. „Man hatte viel mehr Auswahl und ich vermisse den Bäcker, bei dem wir sitzen konnten. Das war so schön. Da haben wir uns jahrelang zum Kaffee getroffen und das war immer proppenvoll." Die Bäckerin kam aus Altersgründen nicht mehr. „Da wollten sie mal Karussells aufstellen und Künstler engagieren, aber das Naheliegendste, hier draußen einen Tisch mit Stühlen und Kaffeeausschank für die Älteren hinzustellen, das haben sie nicht gesehen", pflichtet Weeper bei.

Das fühlt sich an wie Urlaub

Viel schöner, als noch schnell in den Discounter zu rennen, ist es doch, sich die Zeit zu nehmen, um mit dem Korb über den Wochenmarkt zu schlendern, intensive Sinneseindrücke wahrzunehmen, zu probieren, Nachbarn zu treffen und die Gewissheit zu haben, dass alles frisch geerntet und zubereitet aus der Region kommt, mit einer hervorragenden Beratung. Gerade das ist in dieser Zeit besonders wichtig.

Der Bauch von Hannover

Die Markthalle, ursprünglich ein imposantes Gebäude gegenüber dem alten Rathaus wurde im Krieg zerstört. Nachdem Hannover 1946 Landeshauptstadt des neuen Bundeslandes Niedersachsen wurde, stimmten 75.000 Einwohner für den Wiederaufbau. 1955 eröffnete die „Neue Halle" von Architekt Erwin Töllner. Bis heute ist „der Bauch von Hannover" durch die unnachahmliche Atmosphäre ein beliebter Treffpunkt. Nicht zuletzt wegen der vielen regionalen und internationalen Delikatesen. Neben den Einkäufen für den täglichen Bedarf lässt sich hier wunderbar bei einem guten Espresso, Prosecco oder frisch gepressten Saft verweilen.
(Täglich geöffnet – außer sonntags)

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