Ob alkoholisch oder alkoholfrei: Rund 300 Sorten fein gebrautes Craft Beer und Cider stehen hier zur Auswahl. Caft Beer heißt übersetzt Handwerksbier. Ursprünglich kommt es aus den USA. „Die Amerikaner hatten nie so eine schöne Bierkultur wie wir und irgendwann einfach ihr wässriges Bier satt", erklärt Janina Crowder, Inhaberin des Craft Beer Kontors. In den 80er Jahren fingen sie verstärkt an, nach alter Handwerkskunst zu brauen. Als Gegenbewegung zur industriellen Herstellung entstanden daraus kleine, unabhängige Brauereien. „Das sind heute internationale Brauer, die ihren Beruf lieben und uns zeigen wollen, was sich alles aus Wasser, Malz, Hefe und Hopfen machen lässt." Von fruchtig über schokoladig bis hin zu sauer: Allein mit diesen Rohstoffen ließe sich schon eine große Bandbreite mit ganz besonderen Geschmacksnoten produzieren. Craft Beer, das steht bis heute für Experimentierfreude: „Es geht um Vielfalt, Natürlichkeit und Kreativität." Übrigens auch in puncto Verpackungsdesign.
Das Auge trinkt mit
Wer durch den Hinterhof das urige Craft Beer Kontor betritt, dem begegnen erstmal die kunstvoll gestalteten Flaschen und Dosen in den gut sortierten Regalen. Viel wichtiger aber ist ja das, was drin ist. Und auch hier übertreffen sich die Brauereien mit außergewöhnlichen Aromen. Allesamt natürlich. Das gehört zur Philosophie. Deshalb werden Craft-Biere in der Regel auch nicht gefiltert. „Dieses hier ist eins meiner Lieblingsbiere", sagt die 31-Jährige und zeigt auf eine Flasche mit einem Label voller Bäume. „Es wurde mit Fichtennadeln gebraut und schmeckt wie ein Waldspaziergang."
Die gar nicht so kühle Blonde
Gut gelaunt und versiert schwadroniert Crowder weiter über die Produkte, die sie seit 2016 vertreibt. Dabei ist es der erste Tag ihrer Fastenzeit, die sie sich alljährlich auferlegt. Bier dürfte sie trotzdem trinken. So haben sich bereits die Mönche ihre Fastenzeit verschönert. Das tut sie aber nicht. Denn im Grunde ihres Herzens ist die studierte Marketing- und Management-Fachfrau eine wahre Sportskanone. Wenigstens drei Mal pro Woche joggt sie um den Maschsee, geht klettern, boxen und wandern. Während ihres Studiums ging sie für ein Jahr nach England und folgte dem guten Rat ihres britischen Papas: „Bist du an einem anderen Ort, probiere immer die regionalen Biersorten."
Geschichte des Klosterbiers
Potus non frangit ieiunium – Der Trank bricht das Fasten nicht. Die benediktinische Regel (Benedikt von Nurisa, 480–547) erlaubte den Mönchen auch während der Fastenzeit den Konsum von Bier, was diese gerne annahmen. So wurden besonders gebraute Starkbiere die Spezialität vieler Klosterbrauereien. Brauereien mit dem Begriff „Kloster" im Namen erinnern an diesen Ursprung, wie die älteste aktive Brauerei in Deutschland: das Kloster Weihenstephan.
Übernahme von der Mashsee Brauerei
Schon 2014 wurde der Shop von der Mashsee-Brauerei eröffnet. Die Gründer wollten sich aber lieber auf die Brauerei konzentrieren und suchten einen Nachfolger. „Eigentlich wollte ich gerne in der Sportbranche arbeiten, aber dann dachte ich mir: Warum eigentlich nicht?" Das war kurz vor Weihnachten 2015. „Ich ging hier durch die Schiebetür. Da saßen nur Männer am Tisch. Sie guckten mich mit großen Augen an und ich fragte mich: Was tue ich hier eigentlich?" Die Sympathie schwappte schnell über, ihr gefiel das Konzept und das Potenzial, das sie sah. Mit geringen Bier- und Einzelhandelskenntnissen sprang sie beherzt in den kalten Gerstensaft. Viele aus der Fangemeinde hätten es anfangs zwar komisch gefunden, dass eine Frau das Craft Beer Kontor übernimmt, aber das legte sich schnell. Drei Monate wurde sie als Praktikantin von den Vorbesitzern angelernt. Dann stand sie allein da: Bestellungen aufgeben, die Buchhaltung machen, Kunden beraten: eine hochprozentige Herausforderung. Das meiste habe sich die Geschäftsfrau selbst beigebracht und 2017 dann auch den Bier-Sommelier-Lehrgang in der Bier-Hauptstadt Bamberg besucht. „Da gibt es über zehn Brauereien, die man hintereinander weg fußläufig erreichen kann. Das war eine tolle Zeit.
Jede Woche Neues im Sortiment
50 Prozent der Biersorten in dem rund 40 Quadratmeter großen Laden kommen aus Deutschland. Aus der Region stammen etwa fünf Brauereien. Nahezu wöchentlich kämen neue Varianten, auch aus dem Ausland. Immer beliebter: alkoholfreies Craft-Bier. „Es ist wirklich toll, was die Craft-Beer-Szene für geschmackvolles alkoholfreies Bier braut, indem sie zum Beispiel mehr Hopfen dazugeben." Das sei allemal besser als das Industriebier, bei dem der Geschmack oft langweilig oder süß sei. Fünf bis zehn verschiedene Sorten köstliches alkoholfreies Gebräu habe Crowder immer im Sortiment.
Da braut sich was zusammen
Ob Pils, Helles, Dunkles, Bock-, Schwarz- oder Weißbier: Unter den Craft- Bieren gibt es alle gängigen Sorten. „Hier findet man aber im Grunde noch viel mehr, weil die Brauer über den Glasrand schauen, was es international noch für Bierstile gibt." Belgische Ales seien genauso darunter wie alte englische Biere, etwa ein Porta oder ein India Pale Ale. Oder vergessene Sorten wie Berliner Weiße, die wieder zum Leben erweckt werden. „Ich bin schon ein großer Fan von puristischen Bieren aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, aber es ist cool, mal was Verrücktes zu probieren, etwa Sauerbiere mit diversen Früchten gebraut oder solche mit Marshmallows." Hier seien Bestandteile dabei, die nicht im Deutschen Reinheitsgebot für Bier von 1516 erwähnt werden, wie Mango, Limette, Koriandersamen oder Salz, Orangenschale und Kaffeebohnen. Hierfür kann man in den meisten Bundesländern eine Sondergenehmigung beantragen – „... außer in Bayern. Da sind sie bis heute sehr streng."
Weltbekannt: Das deutsche Reinheitsgebot
1516 erließen die Brüder und Regenten Bayerns, Herzog Wilhelm IV. und Ludwig X., das Reinheitsgebot für Bier. Danach durften zunächst nur Hopfen, Malz und Wasser beim Brauen eingesetzt werden. Die Rolle der Hefe war noch nicht bekannt. Die Bayern machten es zu einer Bedingung ihres Beitritts zum Deutschen Reich, dass „ihr" Biergesetz deutschlandweit gelte. Seit 1906 ist es geltendes Recht in ganz Deutschland.
Hahndrang, Vollbart und Tattoos
Das Besondere an dem Konzept des Craft Beer Kontors ist heute die Kombination aus Bottle Shop, Pub und Event Location. Im Laufe der Zeit wurde das Kontor immer mehr zu einem Treffpunkt für Stammkunden und Neugierige: „Hier sind schon ganz viele Freundschaften entstanden." Auch, weil Crowder den Ausschank erweiterte. Aus vier Zapfhähnen fließt von Mittwoch bis Samstag Bier. Seit 2019 arbeitet Crowders jüngste Schwester Chiara mit im Betrieb, als Praktikantin im Rahmen ihrer Ausbildung zur Veranstaltungsmanagerin. Der Vater, eigentlich in der IT-Branche tätig, packt ebenfalls zwei bis drei Mal pro Woche tatkräftig mit an. Zum Ausschank entwickelte Crowder die Idee der Tasting-Abende und das Event „Hahndrang", bei dem sich Brauereien persönlich vorstellen und ihr Bier ausschenken können. „International nennt man das Tap-Takeover, weil die Brauerei die Zapfhähne übernimmt. Die bringen dann meistens ihre neuen Kreationen mit." Das seien gelernte und studierte Braumeister, aber auch Hobbybrauer, die zumindest äußerlich das Klischee erfüllen: männlich, Vollbart und Tattoos. „Es waren aber auch schon Frauen hier, die ihr Bier mitbrachten." Übrigens: In Hannover gibt es den größten Hobbybrauer-Verein Deutschlands. „Das sind meine ,Untermieter', weil sie hier im Keller ein Rohstofflager mit Hopfen, Malz und Hefe haben."
Die Event-Termine sind online
Aufgrund der starken Nachfrage will Crowder in Zukunft zwei Mal im Monat eine Hahndrang-Veranstaltung umsetzen. Die Tasting-Events „Bier und Käse" sowie „Bier und Schokolade" sind ebenso gefragt. Crowder wünscht sich, dass das Craft Beer Kontor noch lange Zeit ein Treffpunkt für Freunde des guten Geschmacks bleibt und es zu den Top-Anlaufstellen für besonderes Bier in Hannover gehört. Ein Vorhaben, bei dem wir sie gerne unterstützen.Na dann: Prost!
Info
Endlich geht es wieder los, das gesellige Leben! Wir freuen uns auf folgende Events im Craft Beer Kontor mit Außenterrasse:
- Craft Beer Tasting
- Craft Beer meets Cheese
- Craft Beer meets Chocolate
- Individuelle Events ab 10 Personen
Die beliebten Veranstaltungen sind schnell vergeben. Also gar nicht lange zögern, sondern gleich hier buchen:
CRAFT BEER KONTOR
SCHLÄGERSTR. 17, 30171 HANNOVER
T 0511-89865333
CRAFTBEERKONTOR.DE
MI. BIS FR.: 14 – 20 UHR
SA.: 12 – 18 UHR