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Reportagen

Beobachten ja, füttern nein.

Auch wenn Sie sich freuen, beim Blick aus dem Fenster ein Wildtier zu entdecken – es zu füttern, ist keine gute Idee!

René Hertwig, Naturschutzreferent des BUND Region Hannover

Viele Waldbewohner, wie beispielsweise Eichhörnchen, haben ihren Lebensraum in den urbanen Raum verlagert. Oder sind öfter in Gärten und auf Balkonen unterwegs. Die Versuchung, dem tierischen Gast etwas anzubieten, ist groß. Davon rät der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) ab. Warum, erklärt René Hertwig, Naturschutzreferent des BUND Region Hannover.

„Ein Eingriff in die Natur"

Aus dem süßen Eichhörnchen, das man auf dem Balkon beobachtet, kann schnell eine Plage werden, wenn es ohne Scheu in Wohnungen eindringt. „Man darf nicht vergessen, dass das Füttern ein Eingriff in die Natur ist", erklärt Hertwig. Übermäßiges Futterangebot kann Auswirkungen auf die Population haben. Bedroht sind die flinken Nagetiere nicht: Milde Temperaturen und kurze Winter liefern ihnen ein optimales Klima. „Dann haben auch schwächere Tiere eine bessere Überlebenschance", so Hertwig.

Langfristige Folgen sind möglich

Doch oftmals geht es nicht nur um die Tierart, die bewusst gefüttert wird. Der Bestand einer bestimmten Spezies kann langfristig auch Einfluss auf andere Arten haben. Das gilt auch beim Eichhörnchen. Es ist eine verbreitete Annahme, dass diese sich ausschließlich von
Nüssen ernähren – jedoch zählen sie zu den „Nesträubern". Das bedeutet, dass sie mitunter an Vogelnester gehen und die Eier oder jungen Vögel auffressen. Würde es also immer mehr Eichhörnchen geben, dann könnte daraus eine zusätzliche Belastung für die ohnehin angegriffene Singvogelpopulation werden.

Der Stress der Überpopulation

Als Wildtier geht sie streng genommen kaum noch durch, das verrät schon ihr Name: Stadttaube. In der Region Hannover gibt es gefühlt massenweise davon – und das stört nicht nur viele menschliche Stadtbewohner. Auch die Tiere selbst leiden, wenn die Schwärme zu groß werden. Es bedeutet für sie körperlichen Stress. Und der erhöht das Risiko, dass sie sich mit Krankheiten oder Parasiten infizieren. Eine Gefahr, die beim dichten Zusammenleben vieler Tauben noch größer ist. 

Gegensteuern ohne zu schaden

Wenn sich öfter tierische Gäste zeigen, dann hilft das sogenannte Vergrämen, empfielt Hertwig. Durch laute Geräusche werden die Tiere erschreckt und der Ort negativ verknüpft, ohne ihnen zu schaden. Es bedarf mehrerer Wiederholungen – und klappt nur, wenn nicht nebenan ein Büfett wartet. Das funktioniert auch bei Tauben, deren Fütterung in der Hausordnung untersagt ist. Ihr Kot kann ätzend wirken und Ungeziefer anziehen. 

Müll stets unzugänglich lagern

Auch Mülltonnen und -säcke werden oft als Nahrungsquelle gesehen. Hier ist Vorsicht geboten, da sie oft Lebensmittelreste und Plastikteile enthalten, die die Gesundheit der Tiere gefährden. Unzugängliche Garagen und Mülleinhausungen sind eine praktische Lösung. 

Falsches Futter kann lebensbedrohlich werden

Oft wird zudem unbedacht gefüttert. Auch beim Eichhörnchen: „Die Menschen meinen es gut, aber sie können viel falsch machen – und das kann für das Tier gefährlich werden", mahnt Hertwig. Zum Beispiel, indem man Mandeln oder Erdnüsse rausstellt. Die tauchen im natürlichen Speiseplan der Nagetiere gar nicht auf und können ihnen sogar schaden. Schlimmstenfalls kann falsches Futter sogar lebensbedrohlich sein – z. B. bei Igeln, wenn sie Milch trinken. Wer ein Wildtier entdeckt, kann es beobachten oder fotografieren – aber bitte nicht füttern.

So können Sie Wildtiere in der Stadt schützen:

  • Nicht unbedarft füttern
  • Hauskatzen mit Leuchthalsbändern oder Glöckchen ausstatten
  • Müll sicher verstauen Wassertonnen abdecken
  • Markierungen an Fensterscheiben anbringen
  • Jungtiere nicht direkt berühren oder mitnehmen

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