Kunst und Kultur liegen ihr am Herzen. Inklusion ebenfalls. Hannover sowieso. Und selbst im Kindergarten des Sohnes setzt sie sich als Vorsitzende ein. Die Rede ist von Ninia Binias, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Ninia LaGrande. Der Lohn für diesen Einsatz auf ganz vielen Ebenen: der Stadtkulturpreis des Freundeskreises Hannover 2020 und die Auszeichnung als Kreativpionierin Niedersachsens 2016.
Ninia Binias wurde 1983 in Hannover geboren. In Braunschweig machte sie 2003 Abitur und studierte anschließend in Marburg und Göttingen Kunstgeschichte und Germanistik. Nach dem Abschluss volontierte sie in Hannover bei einer Verlagsgesellschaft. Auf eine Zwischenstation bei einem Start-up folgte 2015 der Schritt in die Selbstständigkeit. Als Ninia LaGrande moderiert sie TV-Shows, schreibt Texte, hat Erzählbände veröffentlicht und ist in Sachen Podcast aktiv.
Ein unscheinbarer Backsteinbau in Linden-Mitte, wenige Meter entfernt vom Lindener Marktplatz. Nichts deutet rein äußerlich darauf hin, dass in diesem Haus eine Frau lebt, die einem breiten Publikum bekannt ist: Ninia Binias. Als Ninia LaGrande engagiert sie sich zwar auf verschiedenen Ebenen in der Öffentlichkeit, steht privat aber für klassische Bodenständigkeit. Das zeigt sich auch, als Binias mit einem strahlenden Lächeln die Tür öffnet.
Modern und gemütlich lebt sie mit ihrer Familie und in der Wohnung befinden sich neben Bildern auch zahlreiche Bücher. „Heute haben mein Mann und ich unseren Sohn mit dem Schlitten in den Kindergarten gebracht", lacht sie. Im Kindergarten hat sie sogar den Posten der Vorsitzenden inne. Bodenständig eben. Zwei Orte, die sie beruflich seit einigen Jahren begleiten, sind aber ebenfalls fußläufig erreichbar. Sie geben einen Vorgeschmack darauf, was Ninia LaGrande macht, wenn sie sich nicht als Kita-Vorsitzende einbringt. Und das geht eher in die Richtung des Künstlernamens. Der klingt nach Showgeschäft und nach Bühne. „Die Veranstaltungen und Festivals auf der Faustwiese sind toll, das Theater am Küchengarten ist gefühlt meine zweite Heimat", sagt die 37-Jährige, deren Job genauso vielfältig ist wie das Programm im Kulturzentrum Faust und dem angesprochenen Theater.
Schon als Kind auf der Bühne
Binias hat ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte erfolgreich abgeschlossen, anschließend volontiert. Und als Social-Media- und Marketing-Managerin in Festanstellung gearbeitet. 2015 entschied sie sich für den Schritt in die Selbstständigkeit. Das übrigens im weiteren Sinne als Künstlerin. „Ich moderiere, stehe auf Bühnen, bin im TV zu sehen. Zudem schreibe ich Texte und Kolumnen, produziere Podcasts und bespiele meine eigenen Social-Media-Kanäle", verrät Binias, die sich selbst als „Rampensau" bezeichnet.
Dabei war familiär eigentlich nicht abzusehen, dass Kunst und Kultur mal eine solch tragende Rolle in ihrem Leben spielen könnten. Denn: Vater Uwe Binias ist ehemaliger Landespolizeipräsident. „In meiner Kindheit war es zwar nicht so, dass wir die Wochenenden in Museen verbracht hätten. Trotzdem habe ich schon in der Schule bei Theateraufführungen mitgespielt oder Schulfeste moderiert. Woher dieses Interesse kommt, kann ich aber gar nicht so genau sagen", so Ninia LaGrande.
Zwischenapplaus im Opernhaus
Fürs Studium ging es dann raus aus dem heimischen Kosmos und ins hessische Marburg. Später folgte der Schritt nach Göttingen, wo Ninia Binias auch ihren heutigen Mann kennenlernte. „Nach dem Studium bin ich dann für das Volontariat bei der Schlüterschen nach Hannover gezogen. Er ist später nachgekommen. In der Zwischenzeit stand für mich damals pendeln an", erinnert sich die Künstlerin. Bereits während des Volos entwickelte Ninia LaGrande eine Leidenschaft für den Poetry-Slam. „Ich war mal als Zuschauer bei einer solchen Veranstaltung. Mich hat fasziniert, dass man sich zwar anmelden musste, ansonsten auf der Bühne aber völlig frei mit seinen Texten agieren konnte", sagt Binias, die in der Folge deutschlandweit bei verschiedenen Poetry-Slams auftrat.
An einen Abend kann sie sich dabei besonders erinnern: „Ich musste mal auf Startplatz eins, was eigentlich undankbar ist, im ausverkauften Opernhaus in Hannover auftreten. Nach circa zehn Sekunden gab es aber den ersten Zwischenapplaus. Das hat mich durch den ganzen Text getragen." Allerdings sei das Thema Poetry-Slam für sie mittlerweile nicht mehr so wichtig: „Gefühlt habe ich alle Bühnen gesehen. Nach der Arbeit bin ich manchmal in den Zug gesprungen und zu Auftritten gefahren. Danach habe ich ein paar Stunden im Hotel geschlafen und morgens ist es wieder zurückgegangen." Die Zeit sei toll gewesen, nun aber vorbei. Und Nächte in WGs oder Hostels vermisse sie nicht wirklich. „Trotzdem macht es mir natürlich weiterhin sehr viel Spaß, Auftragstexte vor Publikum zu präsentieren."
Zwei Auszeichnungen
Nach einer weiteren Station bei einem hannoverschen Start-up folgte schließlich der Schritt in die Selbstständigkeit. „Mein Vater und das als Beamter, hat mich irgendwann gefragt, wann ich mich denn endlich selbstständig machen würde. Und das habe ich dann in die Tat umgesetzt. Übrigens ganz seriös mit Businessplan und Gründerzuschuss", sagt Binias. Im Gründungsjahr moderierte sie gleich zwei eigene TV-Shows, die bei RTL liefen. Zudem war sie Testimonial in der Glückslos-Kampagne der Aktion Mensch.
Dazu kamen zahlreiche veröffentlichte Texte sowie zwei erschienene Erzählbände. „Ich schreibe sehr gerne. Am liebsten ist mir aber das gesprochene Wort in Fernsehformaten und Podcasts", macht Ninia LaGrande deutlich, die 2020 zum Team der Reporterinnen und Reporter von ZDF WISO gehörte. Der Lohn dieser Vielfalt an Aufgaben und Jobs: 2016 gab es die Auszeichnung als Kreativpionierin Niedersachsens, 2020 folgte der Stadtkulturpreis des Freundeskreises Hannover. „Vor allem der Stadtkulturpreis bedeutet mir sehr viel, zumal er mir in diesem verrückten Jahr 2020 verliehen wurde. Und man kann sich dafür nicht bewerben. Irgendwann habe ich einen Anruf bekommen und mich sehr darüber gefreut."
Inklusion ist ein wichtiges Thema
Einen großen Stellenwert besitzt für Ninia Binias das Thema Inklusion. „Hannover ist eine Stadt, in der wirklich sehr viel für Menschen mit Behinderung getan wird. Hier gibt es behindertengerechte Sportstätten und ein großes allgemeines Bewusstsein für das Thema", sagt die Kulturschaffende. Trotzdem sieht sie noch Optimierungsbedarf: „In Hannover ist vieles gut, aber natürlich auch noch Verbesserungspotenzial vorhanden. Meine Familie und ich leben beispielsweise in Sichtweite zur Straßenbahn-Linie 9. Ein Hochbahnsteig? Fehlanzeige! Mehr barrierefreie Wohnungen empfinde ich ebenfalls als wichtig."
Und auch die Diversität beschäftigt Ninia LaGrande: „Wenn bei einer Veranstaltung deutlich weniger Frauen auf der Bühne stehen als Männer, frage ich schon mal nach dem Warum." Die Leidenschaft, mit der Binias Projekte realisiert oder ihr Publikum als Moderatorin begeistert, wird auch hier deutlich. Und bei allem schwingt immer Hannover mit, als Heimatstadt und Herzensangelegenheit: „Wir wollen hier nicht mehr weg."
Stadtkulturpreis
Der Stadtkulturpreis ist in Hannover eine echte Institution. Seit 1995 wird er vom Freundeskreis Hannover verliehen. Die 26. Auszeichnung ging im vergangenen Jahr an Ninia „LaGrande" Binias. „Damit wird nicht nur ihr künstlerisches Schaffen, sondern zugleich ihr Engagement für die ambitionierte und mutige Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas sowie der Einsatz für gesellschaftliche Themen gewürdigt", begründet Freundeskreis-Geschäftsführerin Katharina Sterzer. Der Stadtkulturpreis wird einmal im Jahr an Menschen oder Institutionen vergeben, die sich besonders und nachhaltig im Bereich der Stadtkultur Hannovers eingesetzt haben. Preisträger vor Ninia Binias waren unter anderem Mousse T. (2010) und die Band Scorpions (2000).
Weitere Informationen: freundes- kreis-hannover.de/stadtkulturpreis/