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Reportagen

Geklingelt beim Fotoflüsterer

Er ist ein Star der deutschen Fotoszene und machte Hannover zu einem Hotspot für Fotojournalisten: Rolf Nobel.

Für eine Momentaufnahme empfängt er uns in seiner Wohnung in der Südstadt. Begleitet vom Knarzen der Holzstufen geht es im Treppenhaus Schritt für Schritt nach oben. Im Kopf entstehen Bilder. Wie sehen die Räume eines Menschen aus, der fesselnde Geschichten ablichtet, verpackt in bildgewaltigen Reportagen? 

Ein mächtiger, vier Meter langer Arbeitstisch aus Nussbaumholz, auf dem das digitale Handwerkszeug des Fotografen steht, erfüllt den Raum. Flankiert von einem deckenhohen Bücherregal, das eine komplette Zimmerfront randvoll mit Fachliteratur aus der Welt der Fotografie beherbergt. Und hier und da zeigen sich technische Bonmots, die den Gastgeber als Musikliebhaber verraten – ein Verstärker, ein Plattenspieler, ein Tonbandgerät. Und natürlich: Fotos, viele, viele Fotos.

Die Wände in Rolf Nobels Zuhause haben etwas zu erzählen. „Die Fotografien, die hier hängen, sind nicht alle von mir", erklärt er. Sie geben aber den Kern wieder, der auch seine eigenen Werke prägt: Authentizität. Ästhetik. Aussagekraft. Ein Dreiklang, der nicht über Nacht kam. Rolf Nobels beruflicher Weg ist geprägt von der Suche nach dem eigenen Stil.


Ganz zu Beginn stand ein Segeltörn, der seiner Karriere erst den notwendigen Aufwind gab. „Ich war mit einem Kollegen auf der Alster segeln. Er hatte eine alte DDR-Exa-Spiegelreflexkamera dabei. Dieses technische Spielzeug hatte mich fasziniert. Danach lag ich meinen Eltern so lange in den Ohren, bis sie mir zum 16. Geburtstag eine gebrauchte Praktica mit drei Objektiven geschenkt haben." Einen Statisten für sein erstes Foto fand er im eigenen Elternhaus, erinnert er sich schmunzelnd: Auf einem Bett sitzend, mit einem Hut seiner Mutter auf dem Kopf gekleidet, lichtete er seinen Bruder ab. Dieser Schnappschuss hat im Familienalbum seinen Platz gefunden. Es sollte nicht sein letztes einprägendes Foto bleiben.

Vom Lithografen zum Meisterfotografen

Die schuppenartige Front des Lissaboner Museums im Morgenlicht.

Der junge Nobel wollte mehr erfahren über Fotografie, saugte Wissen aus Fachliteratur auf. Als gelernter Lithograf brachte er zudem das technische Know-how mit, das ihm dabei half, Fotografien perfekt bearbeiten zu können. Alleine die Technik zu beherrschen erfüllte ihn aber nicht. „Ich habe mir viel erarbeitet, mich inspiriert und ausprobiert, was meinem Wesen als Fotograf entspricht", erinnert er sich. Er schloss sich Gruppen an, die sich der Fotografie aus unterschiedlichen Perspektiven annäherten: die einen fokussierten sich auf den künstlerischen Wert einer Fotografie, bei anderen standen politische Inhalte im Zentrum. „Das reichte mir nicht, ich wollte beides."

Auf der Suche nach Wahrhaftigkeit und Relevanz traf er auf Werke der amerikanischen Fotografieikone W. Eugene Smith: Die technische Perfektion und gleichzeitig emotionale Herangehensweise, mit der sich Smith fotografierend Themen näherte, gaben Nobel den entschei- denden Impuls: Auch er wollte Momentaufnahmen schaffen, die mit gehaltvollen Inhalten überzeugten – und dabei mit ästhetischer Gestaltung glänzten. „Emotionalität war das, wonach ich suchte. Ich wollte Geschichten über die Welt und die Menschen erzählen, mit meinen Fotos die Welt besser machen. Das war natürlich wahnsinnig naiv, aber in jungen Jahren sollte man noch Ideale und Visionen haben." Über den zweiten Bildungsweg startete der leidenschaftliche Thriller-Leser ein Studium für visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Da war er bereits 27 Jahre alt. Jung genug, um eine Karriere als Fotojournalist hinzulegen. Bereits als Student finanzierte sich der heutige Träger des renommierten Dr.-Erich-Salomon-Preises mit seinen Arbeiten das Studium. Später kamen Reportagefotografien in mehr als 50 Ländern dazu, Fotostrecken füllten hunderte von Doppelseiten in renommierten Magazinen wie dem Stern, Geo oder mare. Leuchtturmwärter in Kanada, pferdeverrückte Ponykids in Dublin, kleine Kohleminen in Wales, zwei Jahre undercover bei den Zeugen Jehovas. Das war seine Welt. Irgendwann ließ der ganz große Reiz der nächsten Story aber nach, das ständige Umherreisen machte ihn müde. Er entschied sich, in eine neue Welt einzutauchen, als er zur Jahrtausendwende sein Wissen und seine Erfahrung an Nachwuchsfotografen weitergeben wollte. Schade um die vielen Fotografien, die noch hätten entstehen können. Glück für die jungen Talente – und Hannover.

Nobel macht Hannover zur Fotostadt

Genussmensch Nobel ist ein Freund der schönen Dinge.

Nach einer kurzen Stippvisite in der Hochschule in Hamburg zog es ihn und seine Frau Elke an die Leine. Er übernahm eine Professur an der Hochschule Hannover, sie einen Job bei der Gewerkschaft. Stadtliebe auf den ersten Blick war es aber nicht, wie Nobel zugibt: „Die beiden ödesten Städte, die man fotografieren konnte, waren damals aus meiner Sicht Stuttgart und Hannover." Rumms. Eine Aussage, die sitzt. Die Nobel aber nicht lange auf sich sitzen lässt: „Ich habe aber schnell gemerkt, dass Hannover eine unheimliche Lebensqualität hat. Und die wird insbesondere durch die Menschen gemacht, die hier leben." Offen, hilfsbereit, engagiert. So hat der gebürtige Hamburger die Hannoveraner in den vergangenen 20 Jahren kennen und schätzen gelernt. Das Engagement der Menschen war es auch, das Nobel erleichterte, in Hannover sein nächstes berufliches Lebenswerk aufzubauen.

„Als ich begonnen habe, war Hannover als Standort für Fotografie unbedeutend. Ich suchte nach einer Nische, um die Fachhochschule auf einen Schwerpunkt zu spezialisieren", erinnert sich Nobel. Der war aus seiner eigenen Lebensgeschichte heraus schnell gefunden: Hier sollten künftig die Fotojournalisten der Zukunft ausgebildet werden. Bei null gestartet, verhalf er dem Hochschulstandort Hannover zu Weltruhm. „Ich bin bis zu meinem Ruhestand 16 Jahre an dieser Schule gewesen, Jahre, in denen wir mit diesem Studiengang unheimlich viel erreicht haben." Bis heute sind es für ihn die Lehrenden, die die Qualität ausmachen und die in den Studenten die Ausdauer, Leidenschaft und Wissbegier für Fotografie entfachen. Mit Riesenerfolg. „Unsere Studenten haben über die Jahre fast alle Preise gewonnen, die man überhaupt gewinnen kann." Es kamen weitere Bausteine dazu, die Hannover als Hochburg der Fotografie festigten: 2008 etablierte er das Lumix-Festival für junge Bildjournalisten. „Dadurch wurden international viele auf uns aufmerksam."

Und auf dem Gelände der Eisfabrik in der Südstadt entstand mit der Galerie für Fotografie (GAF) eine Welt der Bilder. Heute ist er davon überzeugt, dass er den Erfolg, den er in Hannover hatte, nie in Hamburg hätte haben können. „Man kann in dieser Stadt unglaublich etwas bewegen. Ich möchte nicht wieder weg aus Hannover. Die Menschen – die meisten zumindest – sind unglaublich offen im Geist."

70 Jahre ist Nobel dieses Jahr geworden. Kein Grund für ihn, sich zurückzuziehen. „Mich haben das Meer und der Fischfang schon immer fasziniert. Mein Vater hat früher im Hafen gearbeitet, ich selber habe seit vielen Jahren ein Boot." Er zündet sich eine Zigarre an und steht vor einem seiner Bilder, das im Wohnzimmer aushängt: Fischer an der belgischen Nordseeküste reiten auf kräftigen Pferden durchs Meer, ziehen ihre Netze über die Sandbänke und fangen so Garnelen. Das Foto ist Teil eines geplanten Buchprojektes: „Die Arbeiter des Meeres". Und wir hören es. Wellen, die an den Strand branden. Gewaltige Bauernpferde, die voller Kraft Luft durch die Nüstern ausstoßen. Die Wände in Rolf Nobels Wohnung erzählen wieder: von Menschen und ihren Welten.

ROLFNOBEL.DE

BILDBAND ZU GEWINNEN: »VOM AUFHÖREN UND WEITERMACHEN«

Machen Sie mit und gewinnen Sie 1 von 3 Bildbänden von Rolf Nobel – mit von ihm ausgewählten Arbeiten seiner Studenten. Einfach eine E-Mail mit dem Kennwort: Bildband an gewinnspiel@spar-bau.de schicken.
Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober 2020.

Teilnahmebedingungen für das Gewinnspiel

Jeder Gewinner ist nur zu einem Gewinn berechtigt. Teilnahmeberechtigt sind nur Privatpersonen. Mitarbeiter von spar+bau und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg und Barauszahlungen sind ausgeschlossen.

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